Samstag, 16. November 2013

Als Backpacker in Australien: Die dunkle Seite

Ganze 12 Monate sind wir durch diesen eindrucksvollen Kontinent gereist- und so schön es auch war, muss ich jetzt ein bisschen Kritik üben. Wir haben festgestellt, dass das Leben als Backpacker in Australien nicht mehr so leicht ist wie vielleicht noch vor einigen Jahren. Ich betone: Dies ist eine rein subjektive Erfahrung, obwohl wir bis jetzt von fast allen Backpackern das Gleiche gehört haben.
Leider wandelt sich der Ruf der Backpacker in Australien gerade immer mehr zu etwas schlechtem. Backpacker werden nicht mehr mit offenen Armen und Neugier begrüßt, sondern oft nur noch als lästige Teilzeit Immigranten (oder wie in einem Zeitungsartikel letztens als „human rat“ bzw. menschliche Ratten bezeichnet) angesehen. Dies mag daran liegen, dass die Mehrheit der Backpacker – (vielleicht zum ersten Mal) weit weg von zuhause einfach nur einen drauf machen wollen. 18 Jahre jung und keine Ahnung. Rücksichtslos wird sich mit Campingstuhl, Wäscheleine und Gitarre auf Parkplätzen ausgebreitet. Der Müll zurück gelassen, auf dem Parkplatz im Wohngebiet bis in die Nacht gefeiert usw. - hier kann man das ja mal machen, kennt einen ja niemand, ist doch klar. Verständlich, dass da die Anwohner genervt sind. Dieses Verhalten muss sich in den letzten Jahren so zugespitzt haben, dass die Australier nun ihre eigenen Anti Backpacker Gesetze erlassen haben: Kein Camping mehr (und das beinhaltet alles inklusive Übernachtung im Auto) auf öffentlichen Plätzen. Nirgendwo. Ranger werden auf Backpackerjagd angesetzt, um ihnen dann hohe Geldstrafen zu verpassen. Und zukünftige Backpacker müssen jetzt mit diesen Konsequenzen leben. Uns, die mit dem Ziel vor Augen nach Australien gekommen sind, in der Wildnis, am Strand oder sonst wo wild zu campen, wurde also gewaltig ein großer Strich durch die Rechnung gezogen. Aber mal ehrlich, wir sind nicht bis nach Australien geflogen, um am Ende auf irgend einem Caravan Park mitten im Ort einzuchecken, der auch irgendwo in Italien liegen könnte. Wir haben schließlich unser ganzes Geld in ein Auto investiert, in dem wir schlafen können. Wollen Einsamkeit und Natur pur. Ganz zu schweigen vom schmalen Budget. Jedenfalls bekamen wir, trotz unseres IMMER dezenten Verhaltens, einiges an Backpacker-Hass zu spüren. Viele Australier sahen uns nur noch mit spöttischem, genervtem Blick an. Zum Beispiel, wenn wir auf einem Parkplatz unser Essen zubereiteten. Man fühlt sich dann einfach unwillkommen und würde dieses Land am liebsten so schnell wie möglich verlassen. Dieses Thema beschäftigt zur Zeit wirklich den ganzen Kontinent: Backpacker sind in den australischen Medien präsent, werden ziemlich oft als ziemlich dumme Europäer auf Partyurlaub dargestellt, in Online Foren wird heiß diskutiert. Noch dazu werden Backpacker als die schlimmsten Umweltverschmutzer beschimpft (klar, sie lassen ja überall ihren Müll liegen). Was ich wirklich schlimm finde. Denn die Australier kennen das Wort Umweltbewusstsein meist selbst nur aus dem Duden. Im Supermarkt gibt es kostenlos Plastiktüten, der Motor wird die meiste Zeit laufen gelassen (zb als uns ein Ranger fast 2 Stunden lang verhörte!!!) Sie selbst lassen überall ihren Müll liegen, schieben es dann aber auf Backpacker. Ich behaupte nicht, dass die meisten Backpacker besser sind. Die Australier sollten lieber mal schauen wo ihre Prioritäten liegen. Denn gerade die Backpacker bzw. Working Holiday Reisenden halten dieses Land am Laufen, indem sie die ganze "Drecksarbeit" ( auf Farmen, auf der Baustelle etc) für die faulen Australier machen.
Auch dreist: Im Nationalpark wurden wir von einem Ranger vom Parkplatz verscheucht, als wir gerade dabei waren, an einer Picknickbank Abend zu essen. Gekocht wird hier nicht, meinte er. Und das, obwohl eine halbe Stunde vor uns eine (natürlich australische) Großfamilie am selben Platz ein riesen Picknick veranstaltet hat. So etwas verdirbt einem natürlich die Stimmung. Allgemein sind die Australier nicht annähernd so gelassen wie sie dargestellt werden. Klar, freundlich sind sie, aber diese Freundlichkeit ist meist nur gespielt. Oberflächlich betrachtet sind ja alle „mates“.

Ab und zu gibt es sie aber auch noch – die wirklich netten Australier. Die uns als Tramper bedingungslos mitnehmen. Die uns übrig gelassenes Essen schenken, anstatt es wegzuschmeißen. Oder der Tankwart, der uns (alle Backpacker) auf seinem kleinen Privatgrundstück neben der Tankstelle schlafen lässt. 

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr zwei, habe sofort nach unserem Gespräch
    Euren Blogeintrag gelesen, tja das sind schon Welten.
    Nach Außen ein offenes, freies, freundliches Land,
    aber wohl etwas weit ab von der Realität. Eigentlich
    könnten die Australier (fast am Ende der Welt) froh
    sein, über viele internationale Gäste, vielleicht denken
    die in ein paar Jahren darüber nach, wenn weniger
    Touris kommen.Gott sei Dank lernt man auch noch
    gastfreundliche Menschen kennen, die sollen auch
    dann in Erinnerung bleiben.
    Euch eine tolle Zeit in Neuseeland !!!!!!
    Bin so glücklich, daß wir gesprochen haben, also
    Alles Gute für Euch
    ini und norbi

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